🕑 3:41 Min. | Von Markus Althaus | Zum Produkt
Die Sonne ist eine wichtige Bezugsgröße für unsere Zeitmessung – so definiert sich etwa das Jahr über die Dauer, in der die Erde einmal unseren Fixstern umkreist. Zugleich erlauben Sonnenuhren – wenn man seinen geografischen Standort kennt – eine ziemlich exakte Messung der Ortszeit. Hören wir dagegen, eine Uhr gehe „nach dem Mond“, ist das bestimmt kein Kompliment: Eine solche Uhr richtet sich nach einem anderen Himmelskörper, sie geht irgendwie verkehrt. Noch dazu herrschte lange die irrige Vorstellung, der Mondphasenzyklus sei unregelmäßig. In Wahrheit ist dieser aber sehr konstant und verlässlich: In rund 29,5 Tagen durchläuft unser Erdtrabant alle Phasen vom Neumond über den Vollmond bis zum Neumond.
Allen Vorurteilen zum Trotz hat der Mond es deshalb doch zur relevanten Messgröße geschafft. Einer der Gründe: Er lieferte in vorelektrischer Zeit zumindest in den Vollmondnächten gleichmäßig helles Licht und genug Sicht, um sich zu orientieren und sogar manche Arbeiten verrichten zu können. Was gar nicht so selten war, denn in jener Zeit war der sogenannte biphasische Schlaf verbreitet. Quellen von der Antike bis in die Neuzeit belegen, dass viele Menschen etwa um 21 Uhr ins Bett gingen und gegen Mitternacht wieder aufwachten. Die folgende mehrstündige Wachphase nutzten sie für unterschiedlichste Aktivitäten und dabei war es bisweilen gut zu wissen, wann Vollmond war. Anschließend folgte eine zweite Schlafphase – meist bis zum Morgengrauen. In Summe kamen auch dabei die sechs bis acht Stunden Schlaf zusammen, die wir heute kennen und anpeilen. Diese an einem Stück durchzuschlafen ist dagegen eine Erfindung der industriellen Moderne, für die es elektrisches Licht und Wecker braucht – aber das ist eine andere Geschichte.
Nicht nur an Land, sondern auch auf dem Meer war die Kenntnis der Mondphasen bedeutsam: Mit ihrer Hilfe ließen sich verlässliche Aussagen über Tidenhub und Strömungen treffen – Informationen von mitunter lebenswichtiger Bedeutung für Fischerei und Seefahrt. Eine Mondphasenanzeige in einen Zeitmesser zu integrieren war demnach eine naheliegende Idee. Eine Idee, die sich aufgrund der feinmechanischen Ähnlichkeit zur Uhrzeitmessung auch technisch gut umsetzen ließ. Und so finden sich bereits im Barock an wichtigen Gebäuden wie Rathäusern und Kirchen astronomische Großuhren, die Mondphasen darstellen. Später, als nicht mehr die Kirchturm- oder Rathausuhr das alleinige Maß der Zeit war, hielten Wanduhren mit Mondphasenanzeige auch in Privaträumen Einzug. Schließlich fand die Mondphasenanzeige sogar ihren Weg als bis heute beliebte Komplikation auf so manche Armbanduhr.
Auch bei uns finden Sie eine Uhr mit Mondphasenanzeige. Sie kommt aus der Gräfelfinger Manufaktur Erwin Sattler und geht natürlich auch nicht „nach dem Mond“. Die Mechanica M1 in der Manufactum Sonderedition mit Mondphase geht im Gegenteil sogar so genau, dass ihre Präzision ihresgleichen sucht. Während auf ihrem Hauptzifferblatt die unaufhaltsam verrinnende quantitative (Lebens-)Zeit angezeigt wird (bei den alten Griechen vom mürrischen Chronos verkörpert), erinnert die Mondphasenanzeige eher an die qualitative Zeit des rechten Augenblicks und der günstigen Gelegenheit (vom spontanen, aber flüchtigen Kairos personifiziert). Und Letztere sollte uns im Sinne eines erfüllten Lebens ohnehin sehr am Herzen liegen.