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🕑 7:06 Min. | Von Fee-Jasmin Rompza | Zum Produkt

Es gibt Menschen, denen sind Stifte egal. Ich weiß, unfassbar. Aber über diese Menschen wollen wir heute nicht reden. Wir wollen über Menschen sprechen, die Stifte lieben. Menschen wie mich.

Schon früh in meinem Leben konnte man mich mit wenig glücklicher machen als mit einem umfangreichen und wohlsortierten Sortiment an guten Stiften. Stellen Sie sich ein kleines, dunkelhaariges Mädchen vor, wie es versonnen an seinem noch viel zu großen Schreibtisch sitzt und seine streng nach Regenbogenprinzip sortierten und stets perfekt gespitzten Buntstifte im verführerisch glänzenden Metallkasten streichelt. Das bin ich. Während andere Kinder im Matsch spielten oder sich Bälle an den Kopf warfen, träumte ich, seit ich einen Stift halten konnte, davon, der nächste Carl Barks zu werden. Ja, ich wollte DIE Illustratorin beim bekanntesten Zeichentrick- und Comic-Imperium der Welt werden, und wenn schon nicht bei Disney, dann zumindest bei irgendeinem Unternehmen. Und ja, dafür exerzierte ich meinen schon früh sehr ausgeprägten Perfektionismus nicht nur zeichnerisch auf dem Papier, sondern eben auch in der Pflege und Ordnung meines Arbeitsmaterials.

Später dann, ich war immer noch klein, dunkelhaarig und perfektionistisch, nur halt etwas älter, löste ein exquisites Assortiment an Bleistiften jedes Härtegrads die farbigen Verwandten ab. Statt Shir Khan oder Daniel Düsentrieb zeichnete ich nun (zumindest kurzfristig) in tiefster Kontemplation hochgradig naturalistische Kopien von Herbstblättern oder Abbilder von Kolkraben. „Pingeln“ nannte das mein Dozent im kürzesten Design-Studium der Welt (das ich nämlich bereits nach einem Semester aufgrund massiver Selbstzweifel an den Nagel hängte), und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es sich dabei um einen Fachbegriff oder um eine auf einen Begriff konzentrierte Charakterstudie meinerseits handelte.

Das deprimierende Spektrum des Spitzens
So schön und harmonisch mein versunkenes Tun hier klingt, so frustrierend geriet es, wenn mein Anspitzer nicht das tat, wofür er vorgesehen war: mühelos und makellos seinen Dienst zu verrichten nämlich. Und seien wir ehrlich: Das taten und tun die wenigsten gängigen Spitzer. Denn so viel Wert meine Eltern auch darauf legten, dass mein Zeichenmaterial meinen hohen Ansprüchen gerecht wurde, so überaus egal war ihnen seit jeher die Qualität des spitzenden Zuarbeiters. Gab einer den Geist auf, wurde nicht etwa ein neuer gekauft, sondern man zog eines der fünfzehn Werbegeschenke aus der Schublade, die damals vom Sportverein bis zur Hausbank jeder, der in den Genuss eines Werbeetats kam, mit vollen Händen unter dem Volk verteilte. Billige Plastiktöpfchen mit einer Klinge Marke erstes Kleinkindmesser, die jede zweite Mine brutal abbrach, statt sie zu schärfen, oder, sollte sie tatsächlich Erfolg haben, zumindest eine tiefe, unansehnliche Scharte im die Mine einfassenden Holz hinterließ. Mein perfektionistisches Ich verfiel daher regelmäßig in rumpelstilzeske Stampftänze und versenkte ungehörig viel Material der guten Stifte als grobe Späne im Mülleimer.

Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich das erste Mal eine Caran d’Ache Bleistift-Spitzmaschine entdeckte. Ich hatte bei einer Freundin übernachtet und war, untrainiert in solchen Gegebenheiten, mit Schwung aus ihrem Hochbett geflogen. Ihre Mutter bekam Panik, rief aber statt meiner Eltern ihren Mann an, den wir dann zu später Stunde in seiner Anwaltskanzlei beehrten. Und dort stand sie auf dem so riesigen wie Ehrfurcht gebietenden Schreibtisch. Monumental und wunderschön. Mein Kopf dröhnte, aber ich hatte nur Augen für sie. Sie anzufassen traute ich mich nicht. Aber ich wusste nun, dass es eine Welt jenseits des zermürbenden Zehn-Pfennig-Spitzers gab. Eine Welt, aus der ich trotz der Tatsache, dass ich ihren Duft geschnuppert hatte, deprimierenderweise ausgeschlossen bleiben sollte. Schade Schokolade.

Bei Manufactum schließt sich der Kreis
Viele Jahre später, nach einer kurvigen, inhaltlichen Neuausrichtung meines Lebens voller Umwege und Abzweigungen, hantierte ich nicht mehr mit Stiften, sondern mit Worten: schwadronieren, philosophieren oder, noch besser, verbal eskalieren ist mein Metier. Mein Gehirn macht Luftsprünge dabei, es dreht Pirouetten und sprüht Dopamin-Funken. Frei mit Worten zu jonglieren ist heute mein Yoga. Om.

Und wie es das Schicksal vermutlich so wollte, heuerte ich als Redakteurin bei Manufactum an, wo ich als eine der ersten Aufgaben ein kurzes Porträt der Firma Caran d’Ache auf dem Tisch hatte. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit zu einer ausgiebigen Prüfung des Objekts meiner langjährigen Begierde – und auch wenn ich mich damals um Neutralität bemühte, triefte meine Begeisterung bereits vor acht Jahren aus all meinen Worten: „Ein echtes Glanzstück aus dem Caran-d’Ache-Sortiment ist auch die vollmetallene, mechanische Spitzmaschine in nostalgischer Anmutung, die aber in Sachen Leistungsfähigkeit alles andere als von gestern ist. Ganz im Gegenteil: Wer häufig und gern spitzt, wird kaum etwas Vergleichbares auf dem Markt finden. Dank der schweren und haptisch wertigen Ausführung steht sie wackelfrei, die rotierende Präzisionsfräse spitzt geschliffen glatt, ohne sichtbaren Übergang zwischen Mine und Holz, und durch ihre beispielhafte Verarbeitung ist sie so leichtgängig, dass selbst Kinder sie ohne Mühen bedienen können. Während Modelle anderer Anbieter in der Regel auf Plastik setzen und Verschleiß vorprogrammiert ist, werden Sie Ihre Caran-d’Ache-Spitzmaschine noch an Ihre Enkel vererben können.“ Wow.

Echt spitz(e). Das Glück liegt in den feinen Dingen
Trotzdem, ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass meine noch nicht existenten Enkel vorfreudig auf ein solches Erbe blicken dürften. Auch wenn ich mit solch einer Anschaffung auf offene Ohren stoßen würde – immerhin habe ich einen Mann geheiratet, dessen Lieblingsadjektiv „wertig“ lautet und der damals vor acht Jahren, als ich meine jüngst wiederentdeckte und schriftlich niedergelegte Spitzmaschinenliebe an unseren Abendbrottisch trug, ernsthaft und nicht nur kurzzeitig darüber nachdachte, seinen (leider längst nicht ganz so massiven und beeindruckenden) Schreibtisch anlässlich seines Geburtstags durch die Anschaffung dieser spitzenden Schönheit aufzuwerten.

Leider jedoch ist die Verwendung von Bleistiften in unserem Haushalt massiv zurückgegangen. Auch wenn ich meine Notizen immer noch am liebsten statt mit spitzer Feder mit einer weichen, sanft gleitenden Mine aus Graphit niederlege (Stärke 2B, falls es jemanden interessiert), ist die Anschaffung eines Objekts, das den Namen „Maschine“ zu Recht trägt, für die Instandhaltung dieses singulären Schreibutensils wohl kaum zu rechtfertigen. Sollten Sie jedoch weiterhin zu den glücklichen Besitzer*innen und vor allem Nutzer*innen einer umfangreichen und wohlsortierten Sammlung guter Stifte gehören, möchte ich Ihnen, nicht nur mit Blick auf Ihre mentale Gesundheit, dringend den Erwerb dieses Prachtstücks empfehlen, mit dem selbst weiche Stifte nicht abbrechen, das perfekte lange Spitzkegel bei superfeinem, aufs Minimum reduziertem Materialabtrag produziert und für Sie zu dem geraten könnte, was für mich die Wortjonglage geworden ist: ein meditativer Hochgenuss.

In diesem Sinne: om.

Produkt im Fokus

Exaktes Anspitzen mittels rotierender Fräswalze · Stabiler Halt: mit Klemmbügel für die Tischplatte · Für Farb-, Blei- und Grafitstifte von 4 bis 10 mm Durchmesser

195,00 €

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Mit der Hand zu schreiben ist heutzutage fast ein Anachronismus. Gleichzeitig sind viele Anachronismen gerade wieder sehr modern. Wer sich also bewusst der analogen Niederschrift verschreibt, könnte damit zum Vorreiter einer neuen Bewegung werden, die „Manuskript“ wieder wörtlich nimmt. Und wer sich dabei der Produkte des Schweizer Schreib- und Zeichengeräteherstellers Caran d’Ache bedient, setzt auf eine Marke, bei der das Feuer für das Handschriftliche in über hundert Jahren nie versiegt ist.

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