🕑 9:26 Min. | Von Fee-Jasmin Rompza | Zum Produkt
Lange Zeit meines Lebens dachte ich bei Stollen ausschließlich an Fußballschuhe. Das ist insofern bezeichnend, als dass ich mich in meiner Kindheit und Jugend absolut gar nicht für Fußball interessiert habe. Stollen kamen in meinem Leben also nicht vor. Weder in Form metallener, schienbeinzerschmetternder Keile noch in Gestalt des gehaltvollen Weihnachtsgebäcks, um das es hier heute gehen soll. Schuld daran war jedoch nicht mangelndes Interesse, sondern mangelnde Exposition. Oder sagen wir doch, wie es ist: Schuld war meine Mutter.
Was meine Mutter nicht mochte, das gab es bei uns auch nicht. Verständlich. Aber in diesem Fall auch durchaus bedauerlich. Sie fragen sich vielleicht: „Was gibt es an Stollen denn bitte nicht zu mögen?“ Ich verrate es Ihnen: Zitronat und Orangeat. Meine Mutter hegte und hegt bis heute eine tief verwurzelte Abneigung gegen kandierte Zitrusschalen. Daher verbannte sie alles, was dieses vermeintliche Werk des Teufels enthielt, großräumig aus unserem Haushalt. Gab es also die ersten vier Jahrzehnte meines Lebens irgendwo Stollen, winkte ich dankend ab. Schließlich war Stollen ekelhaft, davon war ich aus tiefstem Herzen überzeugt. Besonders abenteuerlustig in Bezug auf neue Geschmäcker oder Konsistenzen war ich ohnehin niemals veranlagt und so vermisste ich auch nichts oder spürte gar den Reiz, diese Leerstelle in meinem weihnachtlichen Genuss-Portfolio zu füllen.
Wie selbst gemacht. Stollen aus der Bremer Brot & Butter-Backstube
Jetzt wäre wahrscheinlich ein strategisch guter Moment, um den Bogen zum phänomenal guten Manufactum Stollen zu schlagen – dem Produkt, bei dem wir irgendwann, genau genommen im Jahr 2019, beschlossen, es selbst zu produzieren. Wozu hat man schließlich Meister des Backhandwerks, hervorragend ausgestattete Backstuben und die besten Materialien aus erster Hand, wenn man sie nicht auch für die Herstellung feinster, haltbarer Kleinbackwaren verwendet? Verschwendung wäre das, da haben Sie völlig Recht. Selbst gemacht schmeckt schließlich am besten. Und selbst gemacht nach hauseigenem Rezept in unserer großzügig-gläsernen Bremer Backstube, sogar vor Ihren Augen, wenn Sie zum rechten Moment vorbeischauen, ist fast genauso, als hätten Sie den Teig mit eigenen Händen und viel Geschick zum Stollen rundgewirkt und ihn, eng an eng mit fünf weiteren Exemplaren zusammengekuschelt (so werden sie saftiger!), in den massiven Steinofen geschoben.
Wie ich zum Stollen kam. Wie die Jungfrau zum Kinde
Ja, es stimmt, der Moment wäre strategisch gut. Aber wollen wir chronologisch bleiben, sind Sie ja immer noch auf dem Stand, dass sich niemals ein Stollen auf meine Zunge verirrte. Und so mutig, mich von null auf hundert dieser persönlichen Herausforderung zu stellen, war ich nun doch nicht. Es gab vielmehr eine unfreiwillige Zwischenepisode, die mir aber den nötigen Schuss Selbstvertrauen schenkte, laut „Hier!“ zu rufen, als wir in der Manufactum Redaktion vor einigen Monaten über die nächsten Schritte (und Texte) in Sachen „Produkt im Fokus“ sprachen.
Es begab sich nämlich (in meinen Augen tragischerweise), dass sich Stollen in meiner Schwiegerfamilie überaus großer Beliebtheit erfreuen. Und nachdem ich es viele, viele Jahre lang erfolgreich geschafft hatte, mich einer kandierten Konfrontationstherapie zu entziehen, fand ich mich vergangenes Jahr auf einer weihnachtlichen Familienfeier wieder, bei der sich der Stollen zum Kaffeetrinken als alternativlose Friss-oder-stirb-Option präsentierte. Klar, ich hätte ablehnen können. Aber wenn etwas noch ausgeprägter ist als mein antizipiertes Ekelgefühl, ist es mein Wunsch, Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen. Also wappnete ich mich mit all der mir zu Verfügung stehenden Entschlusskraft, griff todesmutig nach einem Stück Stollen, das ich vorher einer eingehenden Sichtkontrolle unterzogen und als verhältnismäßig arm an kandierten Früchten ausgemacht hatte, und begann mit Mäusebissen daran herumzunagen, während ich offensiv ein gequältes Lächeln zur Schau stellte. Aber zu meinem eigenen Erstaunen entledigte sich eben jenes Lächeln mit jedem Bissen eines kleinen Stückchens seiner Qual, bis es sich schließlich in ein breites Grinsen verwandelt hatte. Denn, Überraschung, die kleinen Zitrusinseln entpuppten sich zwar nicht von jetzt auf gleich als mein neuester Favorit, stellten sich aber als gelungene Komponente eines überaus schmackhaften Gesamtkunstwerks heraus.
Reinster Genuss. Auf allen Ebenen
Lange Rede, kurzer Sinn: Als ich Mitte August einen der ersten Manufactum-Butterstollen dieser Saison auf dem Tisch hatte, war ich bereits verhalten optimistisch, dass ich ihn gut finden würde. Dass mein Mann und ich das gute Stück allerdings in Rekordzeit vernichten würden, darauf war ich nicht gefasst. Und das, obwohl ich Weihnachtsgebäck vor November eigentlich strikt ablehne.
Aber ich will nicht vorgreifen. Denn der Genuss eines Manufactum Stollens beginnt bereits, bevor er erstmalig mit der Gabel zum Mund geführt wird. Er beginnt damit, dass Sie vorsichtig den schlicht, aber elegant gestalteten, etwas rauen, doch haptisch überaus angenehmen Graspapierkarton öffnen, den Reifeschlauch herausziehen, ihn aufschneiden und von einer Wolke aus zarten, weihnachtlichen Aromen eingehüllt werden wie von einer warmen Decke. Und da liegt er dann. Etwas nackt zugegebenermaßen, denn im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern kleiden wir ihn nicht bereits vor der Auslieferung in seinen zuckrig-vanilligen Mantel, sondern liefern ein Sachet mit feinstem Bourbon-Vanille-Puderzucker mit, damit Sie selbst das Vergnügen haben, ihm den letzten Schliff zu geben. Auf diese Weise können wir zudem auf unnötige gehärtete Fette und Stärke als Trennmittel verzichten und uns auf das Wesentliche konzentrieren: geschmackvolle Qualität. Mein Vergnügen war nachgerade grenzenlos, als ich den duftenden Beutel in ein kleines Sieb entleerte und, mit einem Metalllöffel reibend, begann, den Stollenlaib mit feinstem Puderschnee zu beschneien. Selbstwirksamkeit im Konsum. Perfekt. Fast wie selbst gemacht eben.
Kunstvolles Handwerk. Beste Zutaten. Geschmackvolles Ergebnis
Und dann kann es endlich losgehen. Ran an den Stollen. Saftig ist er und gleichzeitig zart-mürbe im Biss. Mit abwechslungsreichen, tiefen Aromen, die sich homogen durch den Teigkörper ziehen. Es ist fast, als könnte man die einzelnen Arbeitsschritte schmecken, die in seine Herstellung geflossen sind: die traditionelle Vorteigführung, bei der eine Mischung aus frischer Hofmilch mit Weizenmehl, Hefe und einer Prise Zucker ausreichend Gelegenheit bekommt, anzuspringen und ein stabiles Klebergerüst aufzubauen. Im nächsten Schritt gesellen sich unsere gute Weidemilchbutter hinzu, geschmackvolle Gewürze aus dem Manufactum Sortiment, etwas Luisenhaller Tiefensalz und vor allem das exquisite Potpourri aus saftigen Rosinen und besten kandierten Orangen- und Cedratschalen, die mehrere Tage in prämiertem „Finest Jamaica Rum“ aus dem Eichenholzfass ziehen durften, ergänzt durch frisch geröstete, feine Mittelmeermandelstifte. Es ist eine Binsenwahrheit, aber Qualität schmeckt man eben wirklich. Und zwar nicht nur die Qualität der Zutaten, sondern auch die des Handwerks.
Ist alles vermengt, kann man unseren Bäckern nämlich beim Zaubern zusehen. Wie in einem Ballett sitzen alle der geschmeidigen Bewegungen aus dem Effeff: Da wird der Teig maßvoll abgestochen, gewogen, paarweise mit Rhythmus, Erfahrung und fast liebevollem Griff rundgewirkt und schließlich aus der Bewegung heraus in seine Form mit dem traditionellen Einschlag gebracht, die die Anmutung eines in Windeln gewickelten Jesuskindes evozieren soll. Nach dem Backen nimmt der Stollen wortwörtlich ein üppiges Bad in reinem Butterfett, bevor er in Zucker gewälzt wird und schlussendlich, gut verpackt, noch einige Wochen ruhen darf, um die perfekte Konsistenz und Aromendichte zu entwickeln.
Üppig zugelangt. Mit päpstlicher Erlaubnis
Ursprünglich war der Stollen mal ein Fastengebäck, wussten Sie das? Vor vielen Hundert Jahren, als man sich nicht nur vor Ostern, sondern auch vor Weihnachten im Verzicht übte und dafür sorgen musste, auch ohne den Einsatz tierischer Produkte ausreichend Kalorien aufzunehmen. Der ursprüngliche Stollen bestand daher ausschließlich aus Mehl, Wasser und einer ordentlichen, damals oft leider tranigen Portion Rapsöl. Lecker. Nicht so. Das fanden auch eine Reihe mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Fürsten, die im eigenen Interesse einen jahrzehntelangen Kampf mit mehreren aufeinanderfolgenden Päpsten ausfochten, damit eine veredelte Variante des Stollens mit Butter genehmigt würde. Es war schließlich Papst Innozenz VIII., der genug von dem Gejaule und vielleicht auch von ranzigem Ölbrot hatte und mit dem sogenannten „Butterbrief“ einknickte. Seither hat sich so einiges getan und wie man an der oben ausgeführten Zutatenliste unschwer erkennen kann, ist die ausreichende Kalorienaufnahme mittlerweile eine absolut unbegründete Sorge. Zum Glück. Kalorien sind nämlich kleine Weihnachtswichtel, die dem festlichen Gebäck ihre Geschmacksexplosion schenken. Der Stollen dankt. Und ich ebenfalls.
Wenn ich heute Stollen höre, dann klingelt es endlich auch bei mir. Weihnachtlich klingelt es. Wie Musik in meinen Ohren. Natürlich wird es bei uns im Advent in diesem Jahr auch Stollen geben. Den guten von Manufactum. Und vielleicht probiert ihn sogar meine Mutter.
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Dezember ohne gemeinsames Plätzchenbacken? Das ist für viele ebenso unvorstellbar wie Adventssonntage ohne Lebkuchen oder Weihnachten ohne selbst gebackenen Stollen. Dabei hegt und pflegt wohl jede Familie, jeder Kreis von Freund*innen eigene Backtraditionen und Traditionsrezepte. Verhält es sich in Ihrem Haushalt ähnlich? Dann sind Sie hier richtig, denn bei uns bekommen Sie alles, was Sie für gelungene Kipferl, Makronen und Spritzgebäck, für perfekte Ausstechplätzchen oder weihnachtlichen Gewürzkuchen benötigen.
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