Barbro-Tamper mit Vibration

Bei der Siebträgermaschine gehört das Tampern zur Espressozubereitung wie der Fleischklopfer zum Schnitzel. Der frisch gemahlene Kaffee wird dabei durch (im Idealfall) gleichmäßigen, kräftigen Druck verdichtet: Die Luft wird herausgedrückt und das Kaffeemehl zu einem homogen, kompakten Puck komprimiert, was eine gleichmäßige Extraktion gewährleistet und das Channeling vermindert. Alle, die an zu hohen Arbeitsflächen hantieren, wissen, dass dies durchaus eine mühsame Angelegenheit sein kann. Durch die ungünstigen Hebelverhältnisse lässt sich die Kraft vertikal nur schwer auf den Tamper übertragen. Das führt schon mal zu Verrenkungen bizarrer Art, um überhaupt Kraft (bis zu 15 Kilogramm Druck sollten das in der Regel sein) aufzubauen. Das optimale Ergebnis exakt zu reproduzieren wird unter solchen Bedingungen schnell zur Glückssache, denn mal ist das Kaffeepulver zu fest, mal zu locker oder nicht gleichmäßig angedrückt ...

Dr. Alexander Neagos, seines Zeichens Ingenieur, war a) selbst in dieser misslichen Lage, verfügt glücklicherweise b) über Erfindergeist und Know-how und hat c) kurzerhand nicht nur ein Werkzeug ersonnen, das die Kalibrierung des Tamperdrucks übernimmt, sondern es auch gleich ein solches gebaut. Nachdem der Prototyp dieses hilfreichen Utensils im hausinternen Praxistest für außerordentlich gut befunden wurde, meldete er den Barbro 2019 zum Patent an – und produziert ihn seit 2024 in Kleinserie.

Der Clou beim Barbro-Tamper ist seine im Griff verbaute Vibrationstechnologie. Sie sorgt dafür, dass das Kaffeepulver gleichmäßig verteilt und verdichtet wird – und das in einem Arbeitsschritt und bei jedem Tampern gleich. So werden auch der Distributer, das WDT(Weiss Distribution Technique)-Tool und Leveler überflüssig, denn das übernimmt der Barbro gleich dazu. Das Tampern selbst ist nun spielend leicht: Der Barbro wird wie jeder andere Tamper auf das Kaffeemehl gesetzt, die Komprimierung geschieht mühelos über das Vibrieren – im größeren Stil kennen wir das vom Bodenverdichten im Straßenbau oder bei der Landgewinnung durch Aufschütten von Sand. Große Rüttelmaschinen verdichten dort mittels Vibration den Boden.

Der Barbro-Tamper verfügt über vier Vibrationsstufen mit unterschiedlich langen Vibrationsstärken und -zeiten – so können Sie das perfekte Ergebnis exakt reproduzieren. Der (voreingestellte) Standard-Modus mit mittlerer Vibrationsstärke eignet sich für die meisten Kaffeearten. Im Boost-Modus vibriert der Barbro kurz (0,5 sec) in maximaler Stärke, um das Kaffeepulver schneller zu verteilen, und komprimiert es dann im Standard-Modus. Der Beast-Modus ist für sehr schnelles Verteilen und Komprimieren gedacht: Hier läuft der Barbro auf maximaler Leistung (deshalb Achtung: Nicht auf der Arbeitsfläche testen!). Für Einser-Siebe, die im oberen Bereich nur eine sehr dünne Pulverschicht haben, ist der Soft-Modus gedacht. Für alle Stufen lässt sich die Zeitdauer unabhängig zwischen 2 und 5 Sekunden einstellen.
Die Energie liefert ein ein Akku mit USB-C-Schnittstelle. Eine Akkuladung reicht für bis zu 3.000 Anwendungen – je nach Anzahl und Bedarf der espressobedürftigen Familienmitglieder und Gäste genügt das locker für ein bis zwei Jahre. Apropos Gäste: Sollte die Espressonachfrage sprunghaft ansteigen, können Sie, vielmehr Ihre Hand, entspannt bleiben, denn der Barbro lässt sich dank des horizontalen (und auch haptisch angenehmen) Holzgriffs ergonomisch und ermüdungsfrei halten. Da dürfen es also ruhig ein paar Espressi mehr sein.

Die Vibrationseinheit hat Neagos mit einem baden-württembergischen Elektronik-Unternehmen entwickelt und lässt sie dort auch fertigen. Die Holz- und Edelstahlteile werden in Rumänien gefertigt. Montiert wird der Barbro-Tamper am Firmensitz in Gönningen, so kann jedes Exemplar auf Verarbeitung und Funktion geprüft werden, bevor es den Weg zu Ihnen antritt.